Klassisches KVM vs. KVM-over-IP – ein Vergleich

Klassisches KVM vs. KVM-over-IP – ein Vergleich

Das Thema IP hält in den letzten Jahren immer stärker Einzug in alle Lebensbereiche. Vor allem viele Kontrollraumanwendungen profitieren auf vielfältige Weise vom IP-Einsatz. Die Nutzung vorhandener Verkabelung, Switche und Router spart nicht nur Kosten, sondern bringt durch die zentrale Verwaltung vor allem Flexibilität und Erleichterungen. Doch heißt das, dass klassische KVM-Systeme an Bedeutung verlieren? Keineswegs! Aber je nach Anwendung lohnt sich der Vergleich zwischen klassischen KVM-Systemen und KVM-over-IP™.

Klassische, dedizierte KVM-Systeme

Klassische KVM-Systeme nutzen Standard-Verbindungstechnik. In der Regel kommen CAT-5e-, CAT-6- oder CAT-7-Kupferkabel oder Glasfaser für Single- oder Multi-Mode zum Einsatz. Hierbei gibt es Lösungen für 1 Gbit/s, 2.5 Gbit/s und 10 Gbit/s. Dank der Standard-Verbindungen können Sie bereits vorhandene Verkabelungen oft nutzen oder erweitern. Wir empfehlen jedoch, ein eigenes Netzwerk für KVM-Systeme aufzubauen. Der Vorteil: Das Netzwerk nutzt die Bandbreite voll aus, da über das Kabel nur KVM-Datenpakete transportiert werden.

Anwendungsfall: Klassisches KVM

In unserem Anwendungsfall werden die Rechner in einen klimatisierten Technikraum ausgelagert. Über ein KVM-Matrixsystem lassen sich mehrere Rechner über mehrere Arbeitsplätze bedienen. An den entfernten Arbeitsplätzen befinden sich Arbeitsplatzmodule (CONs), die über eine dedizierte CAT-x- oder Fiber-Verbindung in das Bedienkonzept integriert sind. So können die Anwender auf alle Rechner zugreifen. Die KVM-Matrix verlängert und schaltet die Rechnersignale in Echtzeit, latenzfrei und ohne Qualitätsverlust im Bild.

Aufbau eines KVM-Systems ohne KVM-over-IP
Aufbau eines klassischen, dedizierten KVM-Systems

Klassisches KVM auf einem Blick:

  • Maximale Bandbreiten optimal ausnutzbar, da keine weiteren netzwerkfähigen Geräte Bandbreite für sich beanspruchen.
  • Komplette Kontrolle des Mediums bringt Zugriffssicherheit
  • Dedizierte Verbindungen und proprietäre Übertragung steigern die Datensicherheit
  • Bei kleineren Netzwerken kann klassisches KVM kostengünstiger als KVM-over-IP™ sein
  • Plug-&-play-fähig und für IT-Admins leichter und einfacher zu handhaben
  • Höchste Effizienz und Performance, da kein Verlust von Bandbreite für IP-Overhead

KVM-over-IP – Vorteile und Herausforderungen

IP-gestützte Strukturen bringen viele Vorteile, aber auch Herausforderungen mit sich. Ein großer Vorteil: IP-Netzwerke werden immer leistungsfähiger. Installationen mit 10 Gbit, 40 Gbit oder gar 100 Gbit Bandbreite sind keine Ausnahmen mehr. So können IT-Installationen leicht skaliert und über IP umgesetzt werden. KVM-over-IP scheint somit der nächst logische Entwicklungsschritt für IT-gestützte Strukturen zu sein.

Anders verhält es sich, wenn die bestehende Netzwerktechnik über eine geringe Datenübertragungsrate verfügt. Bei bestehenden Infrastrukturen mit einer kleineren Bandbreite können je nach Anforderung mehrere KVM-Geräte bei Bedarf gebündelt und die Bandbreite pro Strecke auf ca. 300 bis 500 Mbit reduziert werden. So kann auch ein  Netzwerk mit limitierten Uplinks auf 1-GBit-Basis ausreichen, um eine kleine KVM-Installation über IP zu bedienen.

Aufbau eines KVM-over-IP-Systems mit IP-CONs und IP-CPUs
Aufbau eines KVM-over-IP-Systems

Ein weiterer Vorteil von IP-gestützten Strukturen: IP-Netzwerke sind duplex-fähig. Daher kann die Verkabelung in beiden Richtungen für KVM-Pakete genutzt werden. So wird das Netzwerk noch flexibler, sodass beispielsweise bei Installationen mit zwei zu verbindenden Unternehmensgebäuden Kabel und Ports eingespart werden können.

KVM-over-IP bei G&D

Unser Portfolio enthält sowohl Lösungen für klassisches KVM als auch für KVM-over-IP. Mit der neuen Matrix für KVM-over-IP richten wir uns daher nach der steigenden Nachfrage unserer Kunden nach IP-Lösungen im KVM-Bereich. Der ControlCenter-IP bildet zusammen mit einer Serie von IP-Extendern eine leistungsstarke Matrix, mit der jedem angeschlossenen Bedienplatz Zugriff auf jeden abgesetzten Rechner gewährt werden kann. Der Transport der KVM-over-IP-Pakete erfolgt im herkömmlichen Netzwerk durch Netzwerkswitche und Router, der ControlCenter-IP steuert hingegen die Vermittlungslogik bei. Die Übertragung erfolgt komprimiert mit CAT-Verkabelung oder Lichtwellenleiter über IP-basierte Netzwerke auf Layer 3, mit einer Datenübertragungsrate von bis zu 1Gbit/s pro Strecke.

KVM-over-IP auf einen Blick:

  • Leicht skalierbar durch Nutzung von Standard-Netzwerkkomponenten
  • Vereinheitlichung der Netzwerktechnik durch Integration der KVM-Komponenten in die bestehende Infrastruktur
  • Leistungsstarke Technik mit hohen Bandbreiten
  • Upgrade von Backbones, z. B. auf 40 Gbit/s, jederzeit möglich
  • Netzwerk ist duplex-fähig, daher sind beide Richtungen einer Verkabelung für KVM (vor allem auch Video) nutzbar, was das System flexibler macht
  • Nahezu plug-&-play-fähig
  • IT-Administratoren kennen sich mit IP aus
  • Bei vorhandenen Switchen: KVM-Kanäle/-Geräte bündelbar, Bandbreite kann begrenzt werden
  • Wirtschaftlicher Aspekt: Je nach Projektanforderungen und Rahmenbedingungen ist KVM-over-IP finanziell interessant

Checkliste

Diese Fragen sollten Sie sich vor der Auswahl einer KVM-Lösung stellen:

  • Planen Sie eine Gesamtinstallation oder mehrere „Inseln“, die miteinander verbunden werden sollen?
  • Wie viele Endgeräte möchten Sie anschließen?
  • An welchen Switchen im Netzwerk wollen Sie welche Komponenten anschließen?
  • Welche Anwendung wollen Sie umsetzen? Eine normale Büroanwendung, eine Kontrollraumanwendung mit mehreren Standbildern oder sogar eine Live-Übertragung im Fernsehen?
  • Über welche Bandbreite verfügt Ihr Netzwerk und reicht diese aus? Benötigen Sie gegebenenfalls ein neues, leistungsstärkeres Netzwerk?
  • Bei komplexeren Installationen mit mehreren Teil-Netzwerken: Über welche Bandbreite verfügen Sie zwischen den einzelnen Inseln? Gibt es „Bottlenecks“?
  • Welche Signale wollen Sie verteilen? Welche Videoauflösung benötigen Sie?

Alles IP? Keineswegs!

Die neuen IP-Systeme sind keine generelle Ablösung der klassischen Systeme. Diese haben ihre ganz eigenen Vorteile und werden darum auch immer noch in vielen Projekten eingesetzt. Ob IP oder klassisch, der wichtigere Punkt ist eher: Um zukunftssicher zu sein, müssen Systeme anpassungsfähig sein. Nur so können sie auch bei sich ändernden Anforderungen noch genutzt werden. Selbst, wenn Sie Ihre Installation vergrößern wollen – Ihr KVM-System wächst dank untereinander kompatibler Komponenten einfach mit. So stellen wir sicher, dass Sie bestehende KVM-Systeme, egal ob klassisch oder IP, auch weiterhin ausbauen können.

Guntermann & Drunck

One thought on “Klassisches KVM vs. KVM-over-IP – ein Vergleich

  1. Ich lese zum ersten mal von Verbindungstechniken. Das Gebiet ist mir total neu. Ist es möglich, dass Sie noch mehr Beiträge zum Thema schreiben?

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