Z3 – Das unbeachtete Meisterwerk von Konrad Zuse

Z3 – Das unbeachtete Meisterwerk von Konrad Zuse

1941 präsentierte der Ingenieur Konrad Zuse die Z3 (Zuse 3) in seiner Werkstatt in Berlin. Diese Erfindung, der erste funktionsfähige, vollautomatische und programmgesteuerte Rechner der Welt, blieb damals zu Unrecht unbeachtet. Heute, anlässlich seines Geburtstags, blicken wir auf Zuses revolutionäre Erfindung und ihren Einfluss auf die Informationstechnologie zurück.

Über Konrad Zuse

Konrad Zuse wurde am 22. Juni 1910 in Berlin-Wilmersdorf geboren. 1923 zog die Familie nach Hoyerswerda, wo Konrad Zuse vier Jahre später das Abitur machte. Danach nahm er ein Maschinenbau-Studium an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg auf, wechselte jedoch zu Architektur und schlussendlich zu Bauingenieurwesen. 1935 schloss er sein Studium mit einem Diplom ab.

Die Vision des mechanischen Gehirns – Entwicklung der Z1 und Z2

Während seines Bauingenieurstudiums fand Zuse die statischen Berechnungen zunehmend mühsam. Das bewegte ihn zu der Idee eines „mechanischen Gehirns“, das schneller und genauer rechnen sollte als Menschen. Die Z1, Zuses erster Versuch, komplexe Berechnungen zu automatisieren, baute er in seinem Wohnzimmer aus über 12.000 Blechteilen. Diese Maschine war jedoch fehleranfällig und unzuverlässig, denn sie war vollständig mechanisch und klemmte regelmäßig.

Aufbauend auf diesem Rechner entwickelte Zuse die Z2, die 1939 fertiggestellt wurde. Diese Version nutzte elektromechanische Relais anstelle der mechanischen Schaltungen, was die Zuverlässigkeit erheblich verbesserte. 1940 präsentierte er den Prototyp Z2 dem technischen Direktor der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt¹, Günther Bock, der daraufhin die Finanzierung der Entwicklung der Z3 zusagte.

¹ Auch wenn Konrad Zuse kein Mitglied der NSDAP war, wurde die Entwicklung der Z3 von einer Forschungs- und Entwicklungseinrichtung für Luftfahrt im damaligen Deutschen Reich mitfinanziert.

Z3 – Der erste funktionsfähige Computer der Welt

1941 gelang Zuse mit der Z3 der entscheidende Durchbruch. Die Z3, ein schrankgroßes Gerät, das wie ein Traktor klang, hatte eine Speicherkapazität von 64 Wörtern und eine Taktfrequenz von 5 Hertz. Die Maschine arbeitete vollautomatisch im Binärsystem, verwendete Gleitkommazahlen und konnte Rechenbefehle von gelochten Filmstreifen auslesen und ausführen. Diese technischen Innovationen ermöglichten eine Programmierbarkeit und die Durchführung unterschiedlicher mathematischer Rechnungen, was Zuses Entwicklung von früheren Maschinen abhob. Eine Division oder Multiplikation dauerte etwa 3 Sekunden.

In der Praxis wurde die Z3 zur Berechnung von Flugzeugtragflächen genutzt, um das aeroelastische Flattern zu untersuchen, das zu Abstürzen von Kampfflugzeugen führte. Dennoch wurde die Z3 nicht als „kriegswichtig“ eingestuft und nie regulär betrieben. 1943 wurde die Z3 bei einem Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg zerstört.

Nachkriegsjahre und die Z4

Zum Ende des Krieges floh Zuse vor den Bombardierungen der Alliierten aus Berlin nach Bayern, wo er in den Folgejahren die Z4 baute. 1949 wurde Professor Eduard Stiefel, Leiter des Instituts für Angewandte Mathematik an der ETH Zürich, auf die Existenz der Rechenmaschine aufmerksam und schloss einen Mietvertrag für deren Nutzung ab. Die Z4 wurde intensiv an der ETH Zürich genutzt und war zu dieser Zeit der einzige funktionierende Computer in Mitteleuropa und der erste kommerzielle Computer der Welt.

Weiterentwicklung und Erfolge der Zuse KG

Im gleichen Jahr, 1949, gründete Konrad Zuse die „Zuse KG“ und entwickelte weitere Computer mit fortlaufenden Typenbezeichnungen. Die Z5 berechnete Objektive für Leitz, während die Z11, noch in Relaistechnik, an die optische Industrie, Universitäten und Flurbereinigungsbehörden verkauft wurde. Mit der Einführung der Elektronik entstand die Z22, Zuses erster Röhrencomputer, der 1955 in Betrieb ging. Bis 1967 baute die Zuse KG insgesamt 251 Computer. Das schnelle Wachstum überforderte das Unternehmen, und es geriet in Schwierigkeiten. 1964 zog sich Zuse aus der aktiven Unternehmensführung zurück, und 1967 wurde die Firma von Siemens übernommen.

Die bleibende Bedeutung von Konrad Zuse

Konrad Zuse starb 1995. Während seiner Lebenszeit und darüber hinaus erhielt Konrad Zuse zahlreiche Ehrungen, darunter Ehrendoktortitel renommierter Universitäten, das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland sowie den Harry H. Goode Memorial Award. Nach ihm wurden das Konrad-Zuse-Zentrum für Informationstechnik in Berlin, mehrere Schulen, Straßen und ein Medienzentrum benannt. Zu seinem 100. Geburtstag im Jahr 2010 wurden deutschlandweit Ausstellungen, Vorträge und Workshops veranstaltet, und die Deutsche Post ehrte ihn mit einer Sonderbriefmarke und einer Gedenkmünze.

Konrad Zuse bewies mit seiner Erfindung, dass automatische, programmierbare Rechensysteme möglich sind, und legte somit den Grundstein für die Entwicklung moderner Computer. Ohne die Z3 und die in ihrer Konstruktion umgesetzten Technologien wäre die heutige Computertechnologie undenkbar. Die Ideen und Technologien, die Zuse in die Z3 einfließen ließ, haben die Entwicklung der Computertechnik maßgeblich beeinflusst und sind bis heute von zentraler Bedeutung. Museen und Ausstellungen mit Nachbauten der Z3 erinnern bis heute an Konrad Zuses Beitrag zur Computergeschichte.

Fun Fact

Konrad Zuse war schon seit seiner Jugend künstlerisch aktiv. „Ich habe zwar kein Kunststudium, aber ein Informatikstudium habe ich auch nicht“, sagte er über sich selbst. Seine Werke umfassen Ölgemälde, Kreidezeichnungen und Linolschnitte. Zuletzt malte er ein Portrait von Bill Gates, das er ihm im Jahr 1995 auf der CeBIT übergab.

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