Paderborn scheint auf den ersten Blick ein unerwarteter Gegenspieler zum heutigen Silicon Valley zu sein, doch Mitte des 20. Jahrhunderts hatte Nordrhein-Westfalen seine eigene IT- und Wirtschaftsikone: Heinz Nixdorf. Aus bescheidenen Anfängen heraus entwickelte Heinz Nixdorf sein Unternehmen mit Standort in Paderborn zu einem Vorreiter in der Computertechnologie. Gleichzeitig prägte sein Einsatz für Bildung, Infrastruktur und Sport die Stadt nachhaltig.
Anlässlich seines heutigen Geburtstags erinnern wir uns an das Leben und Wirken dieser vielseitigen Persönlichkeit und seine anhaltende Bedeutung für die heutige Gesellschaft.
Warum schreiben wir eigentlich über Tech-Pioniere? Wie es in vielen Unternehmen der Fall ist, haben unsere Meeting-Räume Namen erhalten – und was würde sich für ein IT-Unternehmen besser anbieten, als sie nach verdienten Männern und Frauen der Technologiegeschichte zu benennen, die den Weg für die Innovationen geebnet haben, die wir heute nutzen. So erinnern wir uns nicht nur an ihre wichtigen Beiträge, sondern lassen uns auch von ihrem Erbe inspirieren, während wir die Grenzen des Möglichen in der modernen Technologie weiter ausloten.
Die Geburtsstätte des Röhrenrechners
Heinz Nixdorf, geboren am 9. April 1925, stammte aus einfachen Verhältnissen, die durch die wirtschaftlich schwierige Lage Deutschlands in seiner Kindheit und Jugend geprägt waren. Durch Stipendien war es Heinz Nixdorf möglich, eine höhere Schule zu besuchen. Anschließend studierte er Physik und Betriebswirtschaftslehre, brach jedoch sein Studium 1952 ab, um sich selbstständig zu machen. Im selben Jahr entstand in einer Essener Kellerwerkstatt das „Labor für Impulstechnik“, wo der erste Rechner, noch mit Röhren bestückt, entstand. Dieser Röhrencomputer konnte auf Lochkarten gespeicherte Daten verarbeiten. Nixdorf war bereits zu dieser Zeit von der künftigen Bedeutung der Computertechnologie überzeugt.
Die Erfolgsgeschichte der Nixdorf Computer AG
Schnell wurde die Kellerwerkstatt zu klein und so verlegte Nixdorf 1959 schließlich das Unternehmen in seine Heimatstadt Paderborn. Von dort aus entwickelte Heinz Nixdorf sein Unternehmen zu einem Vorreiter der IT-Branche. In Paderborn wurde nicht nur der erste druckende elektronische Tischrechner hergestellt, Nixdorf prägte auch maßgeblich die weitere Entwicklung der Computertechnologie im In- und Ausland. Schon Mitte der 60er Jahre brachte die Heinz Nixdorf AG benutzerfreundliche und kompakte Computersysteme auf den Markt. Die Einführung des ersten Kleincomputers auf Halbleiterbasis im Jahr 1965 war ein entscheidender Meilenstein für das Unternehmen.
Symbolfigur des deutschen Wirtschaftswunders
Heinz Nixdorf war nicht nur ein erfolgreicher Unternehmer, sondern auch ein Visionär mit einem hohen Maß an Weitblick. Er erkannte frühzeitig das Potenzial arbeitsplatzorientierter Rechnersysteme und ermöglichte damit mittelständischen Unternehmen Zugang zu dieser Technologie und ebnete den Weg für die dezentrale elektronische Datenverarbeitung. Nixdorfs Unternehmen wuchs stetig und setzte sich erfolgreich gegen Mitbewerber auf dem Markt durch. Durch den großen Erfolg seiner Innovationen wurde er zum Sinnbild des deutschen Wirtschaftswunders. 1986 beschäftigte Nixdorf weltweit etwa 23.000 Mitarbeitende und der Umsatz seines Unternehmens belief sich auf rund 4 Milliarden D-Mark.
Paderborn als Zentrum der Informationstechnologie
Neben seinem Einfluss auf die deutsche Wirtschaft engagierte sich Heinz Nixdorf auch stark für seine Heimatstadt Paderborn. Sein Einsatz führte zur Gründung eines Schwerpunkts für Informatik an der lokalen Universität und zur Einrichtung von Computerzentren in Schulen. Darüber hinaus forderte er stets Verbesserungen der Verkehrsinfrastruktur in Paderborn und setzte sich aktiv für deren Umsetzung ein, darunter mehrere Autobahnanschlüsse.
Ein Erbe für die Zukunft
Heinz Nixdorf starb 1986 mit 60 Jahren an einem Herzinfarkt. Nach dem Tod von Heinz Nixdorf wurde das Unternehmen zunächst weiterhin eigenständig geführt. 1990 wurde die Heinz Nixdorf AG von Siemens übernommen und in die Siemens-Nixdorf Informationssysteme AG umgewandelt. Im Jahr 1999 erfolgte die vollständige Integration in die Siemens AG, wodurch die Marke „Nixdorf“ schließlich aus dem Unternehmensnamen verschwand. In Paderborn ist Nixdorf bis heute zu finden: Das ehemalige Firmengebäude ist Heimat des größten Computermuseums der Welt, wo Besucher die Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Informationstechnologie erleben können. Auch hat Nixdorf zu Lebzeiten zwei Stiftungen gegründet, die Heinz Nixdorf Stiftung und die Stiftung Westfalen, die dazu bestimmt sind, sein Vermächtnis fortzuführen.
Fun Fact:
Abseits seines Erfolgs als Unternehmer war Heinz Nixdorf ein leidenschaftlicher Sportler, der sich sowohl der Leichtathletik als auch dem Segeln widmete. Über sein persönliches Interesse hinaus brachte er sich aktiv in Paderborn ein und war maßgeblich an der Verwirklichung des bis heute bestehenden Ahorn-Sportparks beteiligt.
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